Gründungswoche

Die zielstrebige Chefin aus Argenbühl

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Das Tempo, mit dem Cindy Schloßhardt ihre berufliche Laufbahn startet, ist beeindruckend: Nach zwei Jahren Ausbildung, einem Berufsjahr als Gesellin und einjähriger Vorbereitungszeit für die Meisterprüfung hat sie sich mit erst 24 Jahren als Bezirksschornsteinfegerin selbstständig gemacht. Bei der Finanzierung half die Meistergründungsprämie der Landesregierung: „Dieses Angebot der L‑Bank finde ich super, da es für einen jungen Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit nochmals erleichtert.“

Karlsruhe, 15.11.2021. Der Schornsteinfeger war gerade da und arbeitete im Kamin ihres Elternhauses, als sich Cindy Schloßhardt wieder einmal Gedanken um ihre Zukunft machte. Soeben hatte sie das ökologische Jahr in einem Naturschutzzentrum beendet. Sie war begeistert. Doch sie wollte einen Beruf, der sie nicht den ganzen Tag ans Büro fesseln sollte. Da sagte ihr Vater scherzhaft: Na, dann werde halt Schornsteinfegerin. Den nicht ganz ernst gemeinten Ratschlag ihres Vaters setzte die junge Allgäuerin beherzt um. Heute ist sie mit knapp 25 Jahren selbstständige Bezirksschornsteinfegerin in Argenbühl und führt als junge Chefin ihr Unternehmen mit zwei Angestellten. Was mir am Handwerk generell gut gefällt ist, dass man nicht lange warten muss, um seine eigene Chefin oder sein eigener Chef zu werden, erläutert Schloßhardt. Sie hat es vorgemacht: Nach dem Abitur und zwei Ausbildungsjahren war sie Gesellin, arbeitete ein Jahr und drückte dann ein weiteres Jahr auf der Meisterschule in Ulm die Meisterschulbank. Und als sich im Januar 2021 in Argenbühl die Chance eröffnete, Bezirksschornsteinfegerin zu werden, griff sie zu – mit erst 24 Jahren.

Die Finanzierung plante sie mit der Kreissparkasse Ravensburg, die für sie auch die Meistergründungsprämie beantragte: Dieses Angebot der LBank finde ich super, da es für einen jungen Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit nochmals erleichtert, betont Schloßhardt.

Zusammen mit ihrer Mitarbeiterin und ihrem Mitarbeiter erledigt sie in ihrem Bezirk das klassische Schornsteinfegergeschäft: die Reinigung und Begutachtung von Schornsteinen. Aber auch die Prüfung von Heizungen nach dem Bundesimmissionsgesetz und die Durchführung von Feuerstättenschauen. Was die wichtigste Eigenschaft einer Schornsteinfegerin ist? Sie muss kurz nachdenken: Ich glaube, man muss vor allem gut kommunizieren können. Den Kundinnen und Kunden muss man Verordnungen und Gesetze erklären, sich mit anderen Gewerken ins Einvernehmen bringen und das eigene Team führen. Wenn man keine Duckmaus ist und Persönlichkeit hat, schafft man das schon. Aber natürlich sollte man auch Interesse an technischen Fragestellungen und Freude an körperlicher Bewegung haben. Auch vor Steuern, kaufmännischen Aufgaben und der Behördenbürokratie darf man nicht zurückschrecken.

Heute, ein knappes Jahr nach der Gründung, freut sich Schloßhardt darüber, was sie in so kurzer Zeit geschafft hat. Vor allem aber ist sie froh, dass jetzt eine Phase der Konsolidierung eintreten kann. Meine Kundschaft habe ich in der Zwischenzeit mindestens einmal von meiner Kompetenz überzeugen können. Manche mussten mich erst persönlich erleben, um festzustellen, dass man auch in wenigen Berufsjahren sehr viel Sachverstand aufbauen kann.

Doch zukünftige Herausforderungen werden nicht auf sich warten lassen. Eine Umstellung auf cloudbasierte Software ist für das nächste Jahr geplant. Ebenso will sie die betrieblichen Prozesse noch konsequenter digitalisieren als bisher schon. Auch über das Thema Ausbildung im eigenen Betrieb macht sie sich Gedanken - vielleicht übernächstes Jahr?. Eine Mitarbeit in der Prüfungskommission der Innung kann sie sich gut vorstellen. Und auch eine Fortbildung zur Brandschutztechnikerin strebe ich für 2022 an, erklärt Schloßhardt ihre Pläne.

Ganz zuletzt muss natürlich noch die Frage geklärt werden, ob es wirklich Glück bringt, wenn man sich an der rußgeschwärzten Kleidung einer Schornsteinfegerin oder eines Schornsteinfegers den Zeigefinger schwärzt? Ich denke, es ist jedem und jeder selbst überlassen, ob er oder sie Brand- und Umweltschutz als Glück bezeichnet. Ich persönlich finde jedoch, dass wir mit unserer Arbeit eine große Verantwortung übernehmen und für die Sicherheit im Haus sorgen. Wenn das kein Glück ist?

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