Gründungswoche

Der Steinflüsterer aus Rottweil

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Der Steinmetz Kay Moosmann in Rottweil möchte mehr als herkömmliche Grabmale erstellen. Mit seinen individuellen Grabsteinen möchte er zeigen, wie die Menschen waren und was sie ausmachte. Seine Intension ist es, die Geschichten der Verstorbenen in Stein zu verewigen. Im Frühjahr 2021 machte er sich deshalb selbstständig und nutzte dabei die Meistergründungsprämie der Landesregierung. Das Förderprogramm stärkt Meisterinnen und Meistern, die wie Moosmann ihre eigene Unternehmensgeschichte schreiben wollen, den finanziellen Rücken: „Der Tilgungszuschuss ist eine gute Sache, da man merklich weniger Geld zurückzahlen muss, als man an Darlehen aufnimmt.“

Karlsruhe, 15.11.2021. Sollte er dem Vorbild der Eltern folgen und wie der Vater in der Industrie oder wie die Mutter im Einzelhandel arbeiten? Oder in einer der Branchen, die er in 18 Schüler-Praktika kennengelernt hatte? So richtig wusste Kay Moosmann im Jahr 2010 immer noch nicht, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Da erinnerte er sich an den Steinmetz in der direkten Nachbarschaft des Elternhauses und fand dort seine Leidenschaft: „Mit meinen Grabmalen erzähle ich die Geschichte von Menschen, wie sie waren und gelebt haben.“ Moosmann tut das heute als selbstständiger Steinmetz-Meister in Rottweil. Doch vom Schulabgänger bis zum heutigen Unternehmer war es ein weiter Weg.

Von 2010 bis 2013 absolvierte er bei dem Steinmetz in der Nachbarschaft seine Ausbildung. Ein Jahr arbeitete der damals 18-Jährige noch als Geselle. Dann macht er sich auf die Wanderjahre, die ihn in die Schweiz, nach Portugal und nach Österreich führten. Der Schritt in die Selbstständigkeit war für ihn folgerichtig, denn meist sieht die Auftragslage bei den etablierten Steinmetzen gut aus: „Es gibt nicht mehr so viele von uns“, erzählt der heute 26-jährige Jungmeister. Gleichzeitig, so Moosmann, ist die Kundschaft zunehmend anspruchsvoll und möchte eine individuelle und hochwertige Ausführung. Sie ist aber auch bereit, höhere Preise zu bezahlen. Das ist eine Entwicklung, die ihm entgegenkommt: „Ich will alles als Handarbeit machen: Angefangen von der Suche nach dem richtigen Stein im Steinbruch über die Bearbeitung bis hin zur Auswahl der Schrift und dem Setzen des Steins.“ Die Nachfrage nach diesen hochwertigen Arbeiten ist größer als die schwindende Zahl von Steinmetzen bewältigen kann – eine gute Ausgangslage für eine Gründung.

Nach einem Jahr Vorbereitungszeit bestand er die Meisterprüfung und bereitete dann die Gründung vor. 50 Seiten lang wurde sein Businessplan, in den er „mehrere Hundert Stunden“ investiert hatte. Es lohnte sich: Sowohl die Kreissparkasse Rottweil, mit der er die Gründungsfinanzierung durchführte, als auch die L‑Bank, bei der er die Meistergründungsprämie beantragte, wussten seine Zielstrebigkeit und exakte Vorbereitung zu schätzen. „Die L‑Bank hat meinen Antrag auf Förderung durch die Meistergründungsprämie innerhalb eines Tages genehmigt“, freut er sich auch heute noch. Mit diesem Förderprogramm will die L‑Bank Meisterinnen und Meistern den Rücken für den Sprung in die Selbstständigkeit stärken. Bis zu 10.000 Euro Tilgungszuschuss für Finanzierungen mit anderen Finanzhilfen der L‑Bank – wie z. B. die Startfinanzierung 80 und die Gründungsfinanzierung – sind möglich. „Man muss doch eine erhebliche Summe in die Selbstständigkeit investieren. Da ist der Tilgungszuschuss eine gute Sache, weil man merklich weniger Geld zurückzahlen muss, als man an Darlehen aufnimmt“, stellt Moosmann fest.

Mit dieser sicheren Finanzierung gründete er im März 2021 in Rottweil sein Unternehmen Steinhandwerk Moosmann. An ein sofortiges Durchstarten war jedoch nicht zu denken. Das Sanieren der 300 Quadratmeter großen Werkstatt, die Raum für drei Arbeitsplätze bietet, nimmt ihn bis heute in Anspruch. Die Büroräume müssen eingerichtet und ein Steinlager mit 180 Tonnen Stein versetzt werden. Da gleichzeitig die Aufträge abgearbeitet werden müssen, bedeutet das derzeit Arbeitszeiten von 7 Uhr am Morgen bis Mitternacht – manchmal noch länger. „Ich habe heute garantiert weniger Freizeit als früher“, berichtet der Selbstständige. Dennoch fühlt er sich als Kunsthandwerker wohl, arbeitet gerne und will, dass aus jedem Stein etwas Besonderes wird. „Jeder soll die Geschichte eines Menschen, der nicht mehr auf der Welt ist, erzählen.“ Gespräche mit Angehörigen führt er am liebsten dort, wo die Verstorbenen gewohnt haben. „Ihre Wohnungen und Möbel verraten mir viel.“ Dann erstellt er drei Zeichnungen mit Entwürfen im Maßstab 1:1. Zwei davon setzen die Vorstellungen der Angehörigen um. Eine aber ist so, wie er selbst diesen Menschen wahrnimmt. „In der Regel ist es so, dass mein Entwurf die größte Zustimmung findet und umgesetzt wird.“

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