Stuttgart, 02.03.2023. Museen sind zentrale Orte der außerschulischen Bildung. Daher ist es essenziell, möglichst allen Besucherinnen und Besuchern die Teilnahme am kulturellen Leben zu ermöglichen. Dieser Aufgabe hat sich die Staatsgalerie Stuttgart angenommen und ein Inklusionskonzept sowie einen Katalog an Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Diese wurden bei einem gemeinsamen barrierefreien Rundgang von Staatssekretär Arne Braun, Simone Fischer, Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Prof. Dr. Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart, und Mitarbeitenden aus den Bereichen Besuchererfahrung und Besucherdialog vorgestellt.
„Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt mit ihrem Inklusionskonzept eindrucksvoll, wie Museen mit kreativen Ideen und großem Engagement Wege und Möglichkeiten finden, Inklusion und Barrierefreiheit umzusetzen und Menschen mit und ohne Behinderungen an einem erlebnisorientierten Museumsbesuch teilhaben können“, sagte Staatssekretär Arne Braun am Donnerstag (02.03.2023) in Stuttgart. „Ich bin davon überzeugt, dass die von der Staatsgalerie Stuttgart entwickelten inklusiven Angebote möglichst vielen Menschen mit Behinderung den Weg in die Staatsgalerie nicht nur öffnen, sondern sie auch immer wieder zum Wiederkommen motivieren.“
„Barrierefreiheit schafft Zugänglichkeit, damit alle Menschen in den Genuss unserer vielfältigen Kunst- und Kulturangebote kommen. Der Wille allein, dass alle Menschen teilhaben können, reicht nicht. Deshalb freue ich mich sehr, dass die Staatsgalerie Stuttgart die Inklusion zur ‚Chefinnensache‘ gemacht hat und konkrete Handlungen vornimmt, um ihre Angebote zugänglich zu machen. Dies ist nachahmenswert. Die UN-Behindertenrechtskonvention nimmt den Kulturbereich in die Pflicht, das heißt, wir müssen barrierefreie Kulturorte schaffen. Wir brauchen gewiss auch mehr Künstlerinnen und Künstler mit Behinderungen, die sichtbar in Museen, in Ausstellungen und anderen Formaten sind. Und wir brauchen eine Beschäftigtenstruktur in Museen, die diese Diversität abbildet“, sagte Simone Fischer, Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderungen.
Die Staatsgalerie präsentierte den Gästen ihren neu eingerichteten Treffpunkt Inklusion – einen extra ausgeschilderten Bereich, der mit einem mobilen Tisch ausgestattet ist, der für Menschen mit Behinderungen aufbereitete Materialien für den Museumsbesuch bereithält. Die Direktorin der Staatsgalerie, Prof. Dr. Christiane Lange, sagte dazu beim Presserundgang: „Der Treffpunkt Inklusion ist nur eine unserer vielen Maßnahmen, mit denen wir den Inklusionsgedanken in der Museumskultur, der unsere Arbeit bereits seit vielen Jahren abteilungsübergreifend begleitet, weiter verstetigen möchten. Insbesondere während der Corona-Pandemie haben wir unsere Kräfte gebündelt und unser Inklusionskonzept erheblich nachgeschärft. Leitlinien, Ziele und Aufgaben konnten verbindlich festgelegt, konkrete inklusive Angebote definiert und umgesetzt werden. Auch wenn wir heute bereits einige dieser umfangreichen Ergebnisse präsentieren, so verstehen wir den Ansatz, allen Menschen vollständige Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen, als einen stetigen, zu erweiternden Prozess. Dafür bietet unser aktuelles Inklusionskonzept als eine Art ‚Fahrplan‘ den Rahmen.“
Außerdem stellte das Museum beim Rundgang seine inklusiven Vermittlungsangebote vor, wie etwa die Erlebnis-Tastführungen Zwischen Ideal und Abstraktion – die menschliche Figur vom Klassizismus bis in die Moderne am Beispiel von Werken von Otto Freundlich und Henri Matisse sowie Hallo Oskar! Oder: Wie tanzt das Triadische Ballett? Beide Tastführungen können dank einer Förderung durch die Stiftung Kinder fördern – Zukunft stiften kostenfrei angeboten werden. Weitere Angebote stellen die inklusive Handpuppen-Führung für Kinder, die Highlight-Führung durch die Sammlung sowie regelmäßige öffentliche Führungen durch Ausstellungen und die Sammlung dar.
Um die Teilhabe von Menschen mit Sehbehinderung an wichtigen Exponaten der Staatsgalerie zu ermöglichen, wurden 3D-Modelle von zwei Figurinen des Triadischen Balletts von Oskar Schlemmer als verkleinerte Tastmodelle hergestellt. Hier wurde die Staatsgalerie von zwei Sponsoren unterstützt: von der L‑Bank und der Trumpf SE + Co. KG. Während des Rundgangs konnten die nicht-sehbehinderten Teilnehmerinnen und Teilnehmer anhand der Modelle an den Erfahrungen über die Hände für Menschen mit Sehbehinderung teilhaben.