L-Bank-ifo-Geschäftsklima hellt sich auf: Leise Hoffnung auf neue Wachstumsimpulse
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Stimmungsverbesserung vor allem im Baugewerbe und in der Industrie
L‑Bank-Vorstandsvorsitzende Edith Weymayr: „Die Unternehmen hoffen offenbar, dass durch die neuen finanziellen Spielräume einer künftigen Bundesregierung neue Wachstumsimpulse ausgelöst werden könnten. Die geopolitischen Spannungen und Handelskonflikte treffen aber bereits jetzt die baden-württembergischen Kernindustrien massiv. Bei den Exporterwartungen gab es wieder positive Signale: Erstmals seit mehr als einem halben Jahr blicken die baden-württembergischen Industriebetriebe wieder mit vorsichtiger Zuversicht auf die weitere Entwicklung ihrer Auslandsgeschäfte.“
Karlsruhe, 04.04.2025. Nach längerer Talfahrt hat sich die konjunkturelle Stimmungslage in Baden-Württemberg zum Ende des ersten Quartals 2025 wieder etwas verbessert – wenn auch auf weiterhin niedrigen Niveau. In der L‑Bank-
Institut für Wirtschaftsforschung-Konjunkturumfrage ist der Geschäftsklimaindex zuletzt gestiegen und erreichte damit den höchsten Stand seit Oktober letzten Jahres. Die befragten Unternehmen sind insbesondere hinsichtlich ihrer Geschäftserwartungen nun etwas weniger pessimistisch als noch zum Jahreswechsel.
Frage:Frau Weymayr, zum Ende des ersten Quartals gibt es erstmals seit längerer Zeit eine nennenswerte Stimmungsverbesserung unter den Südwestunternehmen. Erstreckt sich die Erholung über die gesamte Wirtschaft?
Antwort: Interessanterweise hat sich die Stimmungslage zuletzt vor allem bei den bisherigen „Sorgenkindern“, also der Industrie und dem Baugewerbe, etwas verbessert. Die Unternehmen hoffen offenbar, dass durch die neuen finanziellen Spielräume einer künftigen Bundesregierung neue Wachstumsimpulse ausgelöst werden könnten. Es bleibt nun abzuwarten, ob die potenziellen Koalitionäre diesen Erwartungen auch gerecht werden und für eine neue Aufbruchsstimmung und die dringend erforderlichen Strukturreformen sorgen können. Im Einzelhandel und bei den Dienstleistern ist im Vergleich zum Jahresende hingegen noch keine Stimmungsverbesserung zu beobachten.
Frage: Woran liegt das?
Antwort: Der Einzelhandel und auch viele Dienstleistungsunternehmen sind natürlich abhängig von der Konsumlaune der Privathaushalte. Und die ist nach wie vor nicht besonders ausgeprägt. In unserer L‑Bank-
Gesellschaft für Konsumforschung-Verbraucherumfrage liegen das Einkommens- und auch das Anschaffungsklima seit geraumer Zeit tief im negativen Bereich und haben sich bislang noch nicht nennenswert gebessert. Dies dürfte insbesondere daran liegen, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten eher verschlechtert hat. Viele Industriebetriebe verfolgen Personalabbaupläne und die Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg lag im März bei 4,5 % und damit immerhin 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau.
Frage: Belastet auch die Inflation die Privathaushalte noch oder haben wir diese Problematik inzwischen hinter uns gelassen?
Antwort: Nach einem klar rückläufigen Trend bis zum Ende des dritten Quartals 2024 hat die Inflation in Baden-Württemberg anschließend wieder etwas angezogen. Im März lag die Teuerungsrate zwar bei immer noch moderaten 2,2 %. Insbesondere bei Nahrungsmitteln und Dienstleistungen waren aber im Vergleich zum Vorjahr teilweise kräftige Preissteigerungen zu beobachten. Auch der L‑Bank-GfK-Preisklimaindex – also das subjektive Inflationsempfinden der Privathaushalte in Baden-Württemberg – ist seit Oktober sukzessive gestiegen. Es steht zu befürchten, dass sich diese Wahrnehmung im weiteren Jahresverlauf auch negativ auf das Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher auswirkt.
Frage: Ist angesichts dieser widersprüchlichen Impulse im laufenden Jahr überhaupt mit einem nennenswerten Wirtschaftswachstum in Deutschland und Baden-Württemberg zu rechnen?
Antwort: Die Konjunkturexpertinnen und -experten äußern sich diesbezüglich bislang eher skeptisch. Angesichts der zusätzlichen Zölle, die gerade von dem
United States-Präsidenten angekündigt wurden, hält das ifo-Institut sogar einen weiteren Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung für möglich. Die baden-württembergischen Schlüsselbranchen wie Auto und Maschinenbau könnten sogar in besonderem Maße von den neuen Handelsbeschränkungen betroffen sein. Auch der L‑Bank-ifo-Frühindikator, der anhand der Ergebnisse unserer Konjunkturumfrage eine Aussage zur weiteren Wirtschaftsentwicklung in Baden-Württemberg trifft, deutet für den weiteren Jahresverlauf eine stagnierende oder sogar rückläufige Wirtschaftsleistung an.
Frage: Wie behauptet sich die baden-württembergische Exportwirtschaft in dem schwierigen geopolitischen Umfeld?
Antwort: Das baden-württembergische Exportvolumen ist laut Statistischem Landesamt im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen – und zwar um 3,7 % auf etwa 241 Mrd. Euro. Besonders stark fiel der Rückgang mit 11 % ausgerechnet in der für unser Land so wichtigen
Kraftfahrzeug-Branche aus. Die geopolitischen Spannungen und Handelskonflikte treffen also bereits jetzt die baden-württembergischen Kernindustrien massiv. Immerhin gab es zuletzt in unseren Umfragen bei den Exporterwartungen wieder positive Signale: Erstmals seit mehr als einem halben Jahr blicken die baden-württembergischen Industriebetriebe wieder mit vorsichtiger Zuversicht auf die weitere Entwicklung ihrer Auslandsgeschäfte. Diese leicht optimistische Stimmungslage wird angesichts der angekündigten zusätzlichen US-Zölle nun jedoch wieder auf eine harte Probe gestellt.
Hintergrund:
Für den L‑Bank-ifo-Konjunkturbericht werden monatlich über 1.200 Unternehmen zu ihrer Einschätzung der aktuellen Geschäftslage sowie ihren Erwartungen für die nächsten sechs Monate befragt. An der L‑Bank-GfK-Verbraucherumfrage zur Ermittlung des Preis-, Konjunktur-, Einkommens- und Anschaffungsklimas beteiligen sich in der Regel rund 300 Privatpersonen. Für den L‑Bank-Wohnungsbau-Report wird die baden-württembergische Baubranche einmal im Quartal einer vertieften Analyse unterzogen.
Presseinformation: L-Bank-ifo-Geschäftsklima hellt sich auf: Leise Hoffnung auf neue Wachstumsimpulse
Stimmungsverbesserung vor allem im Baugewerbe und in der Industrie
L‑Bank-Vorstandsvorsitzende Edith Weymayr: „Die Unternehmen hoffen offenbar, dass durch die neuen finanziellen Spielräume einer künftigen Bundesregierung neue Wachstumsimpulse ausgelöst werden könnten. Die geopolitischen Spannungen und Handelskonflikte treffen aber bereits jetzt die baden-württembergischen Kernindustrien massiv. Bei den Exporterwartungen gab es wieder positive Signale: Erstmals seit mehr als einem halben Jahr blicken die baden-württembergischen Industriebetriebe wieder mit vorsichtiger Zuversicht auf die weitere Entwicklung ihrer Auslandsgeschäfte.“